GROENLAND TRAVERSIERUNG 1998


Trockentraining Landung auf dem Inlandsis
Trockentraining mit
dem Segel zu Hause.
Landung auf dem Inlandsis
mit dem Helikopter.

 

Isabelle mit Pulka Im Gänsemarsch
29. April 1998. Sonnenschein, -15°C.
Die ersten Tage sind hart, der Schlitten ist schwer (circa 80kg, davon 30kg Verpflegung). Die Eisfläche steigt in langgezogenen Wellen an. Der Rücken und die Hüfte schmerzen bereits.
Per Knopfdruck zeigt uns jeden Abend das Wundergerät GPS die Position und die zurückgelegte Distanz an. Tagsüber wird der festgelegte Kurs mit Hilfe des Kompasses eingehalten. Die Orientierung auf der unendlichen Eisfläche ist bei Nebel schwierig und erfordert ein ständiges Überwachen des Kurses. Dies ist die Aufgabe des Führenden, der jede Stunde abgelöst wird.
Tagesablauf: Wecken um 6 Uhr. Frühstück, Abbau des Zelte. Das Einräumen der Schlitten dauert oft 2 bis 2,5 Stunden. Zum Aufwärmen gehen wir die ersten Kilometer zu Fuss. Im Laufe des Tages setzen wir die Segel ein, wenn die Windverhältnisse günstig sind. Alle 55 Minuten machen wir 5 Minuten Pause zum Essen und Trinken. Ein längerer Stop ist ausgeschlossen, da der Wind einen sehr schnell auskühlt. Bei gutem Wetter schaffen wir zu Fuss 20 km am Tag (in 8 Stunden), mit dem Segel mehr.
Segelvergnügen
3. Mai 1998      (10. Tag)
Heute haben wir gute Segelbedingungen :
Wind aus N-O, gute Sicht. Um 7 Uhr 20 sind wir fertig und starten mit den 10m² Segeln. Kurze Zeit später verstärkt sich der Wind und wir müssen die kleineren Segel (6m²) verwenden. Nebel kommt auf und wir bemühen uns uns gegenseitig nicht aus den Augen zu verlieren. Heute schaffen wir 39km und hören gegen 17 Uhr auf. Wir sind durchgefroren und hungrig, denn während des Segelns sind Pausen nicht möglich.


5. Mai 98
Position :  66°38'12" N - 44°55'54"W
Nach 14 Tagen haben wir die Hälfte der Strecke und einige kalte Nächte (-30°C) hinter uns.
Käse, Gänseleberpastete, Speck und Schokolade sind tiefgefroren. Heute gibt es Pemmikan mit Pürree, und als Schmankerl Eierkuchen in der mitgeschmuggelten Pfanne. Als krönender Abschluss wandert das Schnapsfläschchen mehrmals zwischen beiden Zelten hin und her.

Wir spuren im  tiefen Neuschnee und schaffen nur geringe Distanzen :
Sonntag  10. Mai (18. Tag) 15,5 km in 8,5 Std.
Montag  11.  Mai (19. Tag) 14,6 km in 8 Std.
Dienstag 12. Mai (20. Tag) 14,7 km in 9 Std.
Mittwoch 13. Mai 1998
Starker Wind und  wieder starker Schneefall. Ungeplanter Ruhetag. Wir haben noch 160 km vor uns und nur mehr sechs bis sieben Tage Zeit.

Donnerstag 14. Mai 1998
Böse Überraschung am frühen Morgen: Bernard und Jean-Claude haben sich in ihrem Zelt eine Kolenmonoxydvergiftung zugezogen! In der Nacht schneite es heftig und deckte die Zelte hermetisch ab. Beim Kaffeekochen wurde ihnen plötzlich übel. Jean-Claude erwischte es am heftigsten. Ihm ist sehr übel und er verbringt eine gute Viertelstunde draussen im Schneesturm um frische Luft zu atmen. Von Weitergehen kann heute keine Rede mehr sein.
Wieder ein Tag verloren.

Freitag 15. Mai 1998
Jean-Claude und Bernard geht es wieder besser. Von 5 Uhr 30 bis 20 Uhr sind wir unterwegs und schaffen 23 km, aber das ist zu wenig um unseren Rückstand aufzuholen.
17. Mai 1998
Heute ist ein Traumtag. Von 8 Uhr 45 bis 19 Uhr segeln wir wie die Wilden. Bei -11°C legen wir 62km zurück und sehen die ersten Küstenberge am Horizont auftauchen. Wir sind beflügelt, denn nun kann uns nichts mehr aufhalten.

Montag 19. Mai 1998
Idealer Schnee - Traumabfahrt von 17km mit 1000m Höhenunterschied vom Inlandseis  bis zum Meer.
Letzte Überraschung : die Fjorde sind nicht gefroren und der Zugang zu Isertoq liegt buchstäblich im Wasser... Wir schlagen ein letztes Mal die Zelte auf und werden morgen einen Übergang suchen.


20. Mai 1998

Wir lassen die Pulkas am Lagerplatz und suchen zu Fuss über steile Hänge einen Zugang zu Isertoq.
Das winzige Inuitdorf liegt auf einer Insel und ist bei offenem Meer nur per Boot erreichbar.  Ein Groenländer setzt über und holt uns ab. 150 Meter im Boot!
Wir haben insgesamt 550 km zurückgelegt, davon 150 km mit dem Segel, der Rest mit Langlaufski.



Von links nach rechts:
Bernard, Isabelle, Jean-Claude, unten: Brigitte